Ein Nachfolger für Happy?
Haben Sie Zeit für eine kleine Geschichte? Sie fängt traurig an, geht aber vielleicht auch mit Ihrer Hilfe gut aus.
Im September 2015 fuhren wir, meine Golden Retriever Hündin Happy, die mir schon 8 Jahre als Assistenzhündin zur Seite stand, zum Tierarzt. Sie hatte seit einigen Tagen nicht fressen wollen. Ich kannte das, wenn sie erkältet und der Hals entzündet war, dann wollte auch mein kleiner Nimmersatt nicht fressen. Eine Untersuchung beim Tierarzt war nicht neu für uns: Temperatur messen, Kontrolle von Maul und Ohren. Plötzlich aber hielt der Arzt inne und sagte: „ ich taste einen Tumor der Milz“!
Das Rauschen in meinen Ohren war lauter als seine weiteren Worte, ich dachte nur noch daran, dass wir beide bald voneinander Abschied nehmen müssen. Auf der Rückfahrt nach Hause versprach ich Happy, sie von jetzt an nur noch zu verwöhnen. Acht Jahre hast Du Dich als Assistenzhund um mich gekümmert, jetzt wollte ich etwas zurückgeben. Aber viel war es nicht, die Zeit war zu kurz und schon zwei Wochen später blieben von meinem treuen, geliebten Hund nur noch Erinnerungsfotos.
Meine Frau räumte den Fressnapf in den Keller und nichts schien mehr darauf hin zu deuten, dass in den nun leeren Räumen 8 Jahre lang ein Hund gelebt hatte. Happy war nicht der erste Hund von dem ich mich verabschieden musste. Schon meine Eltern hatten verschiedene Hunde gehabt, aber der Verlust und die Trauer mit der ich jetzt leben musste, waren neu für mich und schwer mit Worten zu beschreiben.
Wann kommt der neue Hund und wieder ein Retriever? Die Fragen der Nachbarn und Freunde machten mich wütend, also antwortete ich bissig: : „ein Pit Bull natürlich, weiß nur noch nicht wann“. Ich wollte keine Gespräche über einen neuen Hund, eine Nachfolge für meinen Behinderten-Begleithund war undenkbar.
Im Februar 2016 verabredete sich eine Hundeausbilderin mit mir vom Verein „Hunde für Handicaps“, dessen Mitglied ich seit 10 Jahren bin. Sie wollte mir unbedingt einen Hund vorstellen. Mein Hinweis, dass es jetzt noch viel zu früh sei, um über einen neuen Hund nachzudenken, erwiderte sie mit den Worten: „Wie kannst du einen Hund ablehnen, ohne ihn gesehen zu haben?“ Bis zum Termin waren noch einige Wochen Zeit und ich stellte mich darauf ein, gemütlich miteinander Kaffee zu trinken, aber über einen neuen Hund, einen Nachfolger für Happy nachzudenken, war ich nicht bereit.
Aber nicht nur Hunde, auch Menschen sind von Zeit zu Zeit neugierig und deshalb sah ich mir den angekündigten Hundebesuch schon mal auf der Internetseite des Vereins an.
Ein schwarzer Labrador Retriever mit in der Sonne glänzendem Fell und schlankem Körper, war von einer Fotografin beeindruckend in Szene gesetzt worden. Er wirkte so ganz anders als die Labradore, die ich bisher kannte.
Bei seinem Besuch benahm sich Aquensis vorbildlich. Ruhig und selbstbewusst durchstreifte er die Räume, wobei mir sein leichter, federnder Gang auffiel und unter dem glänzenden schwarzen Fell zeichnete sich bei jedem Schritt das Spiel seiner Muskeln ab. Was für ein schöner, eleganter Hund. Beim gemeinsamen Spaziergang merkte ich, dass er bereits einen guten trainierten Grundgehorsam hat, der Rollstuhl ihm aber noch unbekannt war.
Er steht ja noch am Anfang seiner Ausbildung zum Assistenzhund. Später sagte ich zu meiner Frau: „Ein schöner Hund, aber zwei, drei Jahre zu früh.“
An den nächsten Tagen dachte ich darüber nach, ob ich in Aquensis nicht etwas ganz Besonderes wahrgenommen habe, etwas was anderen Menschen möglicherweise verborgen bleibt. Ich schaute mir immer wieder, die mit dem Handy gemachten Fotos an, bis ich es wusste: dieser Hund ist etwas Besonderes. Seine Ruhe und die Stärke, die er ausstrahlt, findet man bei wenigen Hunden und wenn man bei Hunden von Selbstbewusstsein sprechen dürfte, dann hätte er so viel davon, dass er mir etwas davon abgeben könnte.
Noch immer glaubte ich, meine Happy zu „verraten“, wenn ich mich auf einen neuen Hund einlasse. Doch ständig dachte ich an Aquensis, sah mir die Bilder im Handy an und hatte allmählich Gewissheit: dieser Hund ist ein gang besonderer Hund, denn er gehört zu dir! Nun wusste ich auch, dass ich mich endgültig von Happy verabschieden musste. Es ist jetzt Zeit für einen neuen Assistenzhund. Ich schrieb eine Email an die Hundetrainerin, die mir „nur mal einen Hund vorstellen wollte“, das mich Aquensis verzaubert hat und ich gerne um seine vier Pfoten anhalten möchte.
Ich hatte Glück, Aquensis und die Verantwortlichen von „Hunde für Handicaps“ haben meinen Antrag angenommen. Und da alle so glücklich über meine Entscheidung waren, habe ich heute den Verdacht, dass alle anderen, nur ich nicht mit diesem Ergebnis gerechnet hatten.
Darf ich mich nach dieser kleinen Geschichte kurz vorstellen?
Mein Name ist Jens Hilbert und ich wohne mit meiner Frau am südlichen Stadtrand von Berlin. Meine Kinder sind erwachsen und zu meinem Bedauern nur mit einer mehrstündigen Autofahrt oder mit dem Flugzeug zu erreichen. Vor vielen Jahren hatte ich gemeinsam mit einem Freund ein kleines, Architekturbüro bis sich meine Krankheit nach und nach zwischen mich und die Arbeit schob. Ich leide an einer fortschreitenden Muskelerkrankung. Deshalb wäre Aquensis für mich der richtige Begleiter im Alltag für Hilfeleistungen wie das Öffnen und Schließen von Türen, Betätigen von Lichtschaltern, das Aufheben und Bringen von Gegenständen und Hilfe beim Ausziehen.
Die Ausbildung ist langwierig, anstrengend, aber vor allem auch teuer.
Aquensis wird jetzt von einer Hundeerzieherin ausgebildet. Dies bezeichnet man als Fremdausbildung. Eine Selbstausbildung, bei der der Hund schon bei seinem Menschen lebt und die Ausbildung gemeinsam gemacht wird, ist mir auf Grund des Fortschritts meiner Erkrankung nicht mehr möglich.
In den nächsten Monaten wird Aquensis, auf der Grundlage meiner Behinderung und meiner Wünsche zum Assistenzhund ausgebildet. Danach, vermutlich im Sommer, beginnt die für Hund und Mensch anstrengende Einarbeitungszeit, bis wir beide ein starkes Team sind. Dann geht es weiter. Jeden Tag müssen die Hilfeleistungen und Kommandos geübt werden und daran sollten Hund und Herrchen oder Frauchen Spaß haben. Viel zu schnell gehen sonst die mühsam trainierten Fähigkeiten verloren. Ich weiß, einen Behinderten-Begleithund zu führen, ist eine anspruchsvolle Verpflichtung.
Bleibt nur noch zu klären, woher Aquensis seinen klangvollen Namen hat. Geboren wurde er in einem Kloster und bekam dort von den Nonnen seinen Namen. Aquensis heißt der „Aachener“, weil er dort seine Wurzeln hat. Den Nonnen soll bereits aufgefallen sein, dass er ein außergewöhnlicher Hund ist und so kam er zu „Hunde für Handicaps“.
Das Wichtigste zum Schluss. Spenden hilft manchmal die Welt etwas besser zu machen, in unserem Fall, die von Aquensis und mir. Gegenwärtig steht zwischen ihm und mir nicht nur eine beträchtliche räumliche Distanz, sondern auch die beträchtliche Summe der Ausbildungskosten. Nicht allein, dass Sie uns damit einen Gefallen tun, Sie helfen unmittelbar und Aquensis und ich sind Ihnen dafür von Herzen dankbar.